Anzahl der Studien explodiert

Noch vor 10 Jahren, wurden weltweit nur sehr wenige Studien zum Mikrobiom veröffentlicht. In den letzten Jahren waren es viele tausend. Woher kommt das? Und wie hilft uns das?

Das Mikrobiom ist im Blickpunkt wissenschaftlichen Interesses

Es gab Zeiten, da sprach man vorwiegend von der "Darmflora", auch weil man Bakterien eher der Pflanzenwelt zurechnete. Bakterien waren böse. Vorallem zuviele Bakterien wurden als Bedrohung im Haushalt wahrgenommen und viele Produkte zielten auf eine Keimfreiheit ab. Auch der Darm wurde bei Störungen gern "gereinigt" und sogar entfernt, um die als schädlich angesehene "Erreger" zu entfernen. All das geschah aus heutiger Sicht einfach auf Verdacht, denn wirklich viel Wissen über deren Funktion und Zusammensetzung konnte man noch nicht haben.

Der Blick auf die "Darmflora"/das Mikobiom hat sich radikal geändert

Das meiste damalige Wissen über die Darmflora stammte aus Forschungslaboren, die noch mit Methoden von Robert Koch arbeiteten. Man züchtete in Keimschalen die Proben, und prüfte daran, was geschah. Damit konnte man aber kaum der Masse Herr werden. Alllein im Darm schätzen heutige Forschungen die Anzahl der Akteuere auf 100 Billionen, eventuell auch nur 40 Billionen, je nach Studie. In jedem Fall eine unglaublich große Zahl, die weit über der Anzahl an menschlichen Zellen liegt. Manche veranlasst das zu der Frage "Wer sind wir eigentlich?"

Mit dem Fortschritt der Genanalyse-Technologien und des Genoms konnte man nun auch andere Methoden anwenden. Man konnte massenhaft Gene studieren. In Amerika wurde dazu 2007 ein Projekt ins Leben gerufen, das Human Micro­biom Project (http://hmpdacc.org). In der Folge starteten weltweit Forschungen und auch in Deutschland wurden Forschungsprojekte gegründet, um dem explodierenden Wissen Herr zu werden, so zum Beispiel in Tübingen das Tübiom-Projekt (www.tuebiom.de). Letzteres Beispiel zeigt aber auch die Schwierigkeiten. Das "Tuebiom" Projekt ist mittlerweile wieder eingestellt, denn es stelllte sich in der Praxis als schwierig heraus. Andere Projekte wurden dafür gestartet. Viele spannende Forschungsfelder werden derzeit gefördert, Dinge an denen man vor Jahren noch nicht dachte, zum Beispiel zu der Frage ob das Mikrobiom im Darm einen Einfluss auf entzündliche neuronale Erkrankungen haben kann, wie sie bei Erkrankungen wie dem Down-Syndrom oder Autismus eine Rolle spielen. (Mehr zur Studie) Aber auch viele andere Forschungsfelder wie Darmkrebs, Reizdarm, Allergien oder Immunsystem stehen im Fokus des Interesses.

Was kann diese schiere Anzahl an Studien derzeit leisten?

Das wichtigste: Die meisten Studien arbeiten "assoziativ", das ist eine Methode in der Wissenschaft, mit der man zunächst nur herausfindet, ob Zusammenhänge zwischen Vorgänge und Beschaffenheit des Mikobioms, des Lebensstils und anderer Umstände mit Beschwerden bestehen. Kausale Studien, die konkrete Wirkmechanismen nachweisen, sind derzeit noch eher schwierig. Das wird in der Publikumspresse oftmals nicht genau getrennt. Ein reiner statistischer Zusammenhang, ist noch kein zwingender Beweis für ein "Ursache-Wirkungs"-Aussage.

Sehr wohl werden auch heute schon zahlreiche Therapien erprobt und deren wirkweise erforscht. Grund genug mit viel Neugier in die Zukunft zu sehen.